Gut organisiert und sicher zu Hause in die Welt
Eine Privatgeburt, wie die Hausgeburt heute von vielen Müttern und Vätern, aber auch Hebammen, genannt wird, passiert nur selten aus Zufall. Meist ist die Geburt in den eigenen vier Wänden sehr gut vorbereitet, das nähere Umfeld ist eingeweiht und alle freuen sich respektvoll auf den neuen Erdenbürger.
Zu Hause ist dort, wo wir daheim sind. Die häuslichen Keime sind für die Mutter – und somit für das Neugeborene – keine Gefahr, ganz anders als zum Beispiel im klinischen Umfeld. Multiresistente Klinik-Keime (MRSA) stellen eine massive gesundheitliche Bedrohung für den geschwächten Organismus der Wöchnerin, aber auch für das aus integrer Umgebung frisch geschlüpfte Kind dar. Wenn dann, zu allem Überfluss, auch noch unnötige vaginale Untersuchungen (Infektionsgefahr!) oder gar eine Sectio hinzukommen, so erhält das neue Leben einen denkbar schlechten Start. Und das vor allem deshalb, weil in unserer derzeitigen gesellschaftlichen Auffassung eine Geburt in der Klinik stattzufinden hat. Die meisten werdenden Eltern hinterfragen diese Praxis nicht, und immerhin rund 30 Prozent der Schwangeren (Quote von Klinik zu Klinik unterschiedlich, teils auch 50 Prozent und höher; daher: im Falle einer geplanten Klinikgeburt die aktuelle Kaiserschnitt-Quote der ausgewählten Klinik vor der angestrebten natürlichen Geburt unbedingt erfragen!) werden heute operativ von ihrem Kind / ihren Kindern entbunden.
Was tun bei „Angst vor der Geburt“?
Gründe für die derzeit massiv überhöhte Sectio-Quote (operativer Schwangerschaftsabbruch, auch „Kaiserschnitt“ genannt) sind unter anderem der über die Maßen strapazierte „Geburtsstillstand“ (Geburten dürfen aus Sicht etlicher moderner Geburtshelfer heute schlichtweg nicht mehr die Zeit in Anspruch nehmen wie noch vor einigen Jahrzehnten), vor allem aber auch die Angst vor der Geburt, darunter die
- Angst des Geburtshelfers vor forensischen Schritten und die
- Angst der Mutter vor den Geburtsschmerzen und anderen scheinbar unbezwingbaren „Bedrohungen“.
Wenn sogar der werdende Vater, die Schwiegermutter, die Tante, die beste Freundin und namenlose Internet-Bekanntschaften vor der natürlichen Geburt „warnen“, ist die Zeit reif für eine klinisch geführte, manipulierte Klinik-Entbindung, die zumindest die Mutter (psychisch oder körperlich) häufig verletzt, nicht zuletzt aber auch für das Kind in vielen Fällen ungesund ist.
Auch Hausgeburtsmütter haben „Angst vor der Geburt“. Aber die Angst der Hausgeburtsfrauen führt dazu, ein Bewusstsein zu schaffen für natürliche Abläufe und sich dem Prozess des Gebärens voll und ganz zu widmen. Wenn die Wehen einsetzen, gibt es keine Ausrede mehr. Es gibt keine Störung, es gibt keinen Schichtwechsel, es gibt keine „Kontrolle“ im Sinne eines aufgezwungenen zeitlichen Verlaufs, den andere vorgeben aufgrund gemittelter statistischer „Standard-Werte“.
Die Hausgeburt, eine „sehr gute“ Geburtsvariante
Die über 250 für das Buch „Luxus Privatgeburt“ (edition riedenburg) schriftlich befragten Hausgeburtsmütter diverser Alters- und Berufsgruppen haben in 95 Prozent der Fälle ihre Hausgeburt mit „sehr gut“ bewertet. Fast alle würden wieder zu Hause gebären wollen.
Wie kann die Hausgeburt auch zu Ihrem persönlichen Geburtshöhepunkt werden? Hierzu einige grundlegende Dinge sowie Tipps aus der Praxis.
Wie unterscheiden sich Klinikgeburt und Hausgeburt voneinander?
In der Klinik geht es um „Obstetrik“ (Med. Lehre von der Geburtshilfe), d. h. der Prozess der Geburt wird einem linearen Denkmodell unterworfen. Zuhause geht es um „Maieutik“ (griech. „Hebammenkunst“), d. h. der Geburtsprozess wird phasenorientiert begleitet. Frau und Kind bekommen die Zeit zugestanden, die sie wirklich brauchen und können sich daher immer wieder - von außen unbeeinflusst - aufeinander abstimmen. Die Pausen, die beide brauchen, um sich immer wieder zu erholen, werden akzeptiert.
Wie verläuft eine Hausgeburt?
Es gibt keine Regeln, wie eine Hausgeburt abläuft, denn jede Frau ist anders und daher ist auch der Geburtsverlauf immer wieder unterschiedlich. Zu Hause sind Sie in Ihrem eigenen Rhythmus, keiner drängt Sie oder forciert die Geburt mit Wehentropf o.ä.
Was soll ich für die Hausgeburt vorbereiten?
Die beste Vorbereitung, die Sie treffen können, ist möglichst früh nach einer Hausgeburtshebamme zu suchen. Gute Hebammen sind rasch ausgebucht, daher ist es sinnvoll, sich bald nach Eintritt der Schwangerschaft mit Hausgeburtshebammen in Verbindung zu setzen und die von Ihnen gewünschte auszuwählen. Folgen Sie dabei Ihrem Instinkt, Ihre Hausgeburtshebamme wird Ihnen Freundin und Vertraute werden und sollte Ihnen daher unbedingt von Anfang an sympathisch sein. Auch der Kontakt zu Frauen, die selber zu Hause geboren haben, ist wertvoll. Vielleicht gibt es sogar Hausgeburtserlebnisse in der eigenen Familie?
Ich will eine Hausgeburt machen, aber mein Arzt warnt mich und mein Partner möchte das nicht.
Es ist häufig der Fall, dass der betreuende Gynäkologe von einer geplanten Hausgeburt abrät und der Partner anfangs skeptisch reagiert. Suchen Sie sich ggf. einen Arzt / eine Ärztin, der / die Hausgeburten unterstützt und binden Sie Ihren Partner in die Hebammenvorsorge mit ein. Für den Partner kann, genau wie für Sie, der Kontakt zu hausgeburtserfahrenen Personen wertvoll sein (z.B. im Internet unter www.privatgeburt.de).
Wie sicher ist eine Hausgeburt?
Die hohe Sicherheit der von Hausgeburtshebammen begleiteten Hausgeburt belegen inzwischen einige nationale wie internationale Studien. Zu Hause kommt es so gut wie nie zu schadhaften Interventionen durch die Hebamme oder andere Beteiligte. Für die subjektive Sicherheit der werdenden Mutter ist außerdem von großer Bedeutung, dass sie selbst und die von ihr ausgewählte (n) Begleitperson(en) die Schlüsselgewalt besitzen und sich kein Fremder willkürlichen Zutritt zu den Gebär-Räumlichkeiten verschaffen kann.
Welchen Keim-Vorteil bringt der Heim-Vorteil?
Eine Hausgeburt beimpft das Neugeborene mit den so wichtigen mütterlichen Keimen der Darm- und Vaginalflora (diese natürliche Schutzimpfung entfällt gänzlich bei der Sectio!) und liefert im häuslich bekannten Keim-Umfeld die allerbeste Voraussetzung für langfristige Gesundheit. Multiresistente Krankenhauskeime (z.B. MRSA) gibt es zu Hause nicht, diese sind besonders für Neugeborene und Wöchnerinnen gefährlich. Führende Hygiene-Experten raten daher, Kleinkinder, z.B. beim Besuch von Verwandten, nicht in Kliniken mitzunehmen.
Wie läuft die Zeit nach der Hausgeburt?
Das sogenannte „Wochenbett“, also die ersten 8 bis 12 Wochen nach der Geburt, gehören Ihnen und Ihrem Baby. Schlafen Sie viel und nutzen Sie die Ruhezeiten Ihres Babys zur eigenen Erholung. Sollte es beim anfänglichen Stillen Schwierigkeiten oder Schmerzen geben, zögern Sie nicht damit, Ihre Hausgeburtshebamme zu befragen! Sicherlich hält sie einige Tipps für Sie bereit, wie Sie ein möglichst schonungsvolles und vom Zauber der Neugeborenenzeit geprägtes Wochenbett genießen können. Unter Umständen kann es ratsam sein, Besuche von Gratulanten zu limitieren und sich (möglichst schon vor der Geburt) nach einer Haushaltshilfe umzusehen. Die Bezahlung derselben kann in speziellen Fällen durch die Krankenkassen erfolgen, eventuell finden sich auch in der Verwandtschaft oder im Freundeskreis helfende Hände, die im Haushalt tatkräftig mit anpacken und Sie wirkungsvoll entlasten.
Wie viele Hausgeburten müssen in die Klinik verlegt werden und warum?
Manchmal kann es sogar bei geplanten Hausgeburten dazu kommen, dass die Geburt nicht zu Hause vollendet werden kann und in die Klinik verlegt wird. Die Gründe dafür sind höchst unterschiedlich, und nicht selten gibt es eine „Blockade im Kopf“, u.a. aufgrund vorhergehender, nicht aufgearbeiteter Geburtserlebnisse. Wer sich eine Hausgeburt wünscht, kann bei Unsicherheiten mit Frauen Kontakt aufnehmen, die bereits erfolgreich zu Hause geboren haben, und sollte auch mit der eigenen Hausgeburtshebamme offen über seine Bedenken sprechen. Je genauer Sie Ihr Ziel, zu Hause zu gebären, für sich feststecken, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dieses Ziel auch zu erreichen. Seien Sie dennoch nicht enttäuscht, wenn es zu Hause nicht geklappt hat! Die Zeit der begonnenen Hausgeburt kann in jedem Fall sehr wertvoll für Sie und Ihr Kind sein.
Finden auch Sie heraus, ob die Hausgeburt die passende Geburtsvariante für Sie ist! Hausgeburtsmütter und solche, die es werden wollen, informieren sich im Internet im großen Diskussionsforum zur Privatgeburt unter
www.privatgeburt.de und empfehlen dort auch ihre Hausgeburtshebammen weiter.
Literaturempfehlungen:
Luxus Privatgeburt: Stolze Mütter über die Kunst des Gebärens in den eigenen vier Wänden. Eine fotografische Liebeserklärung an Hausgeburt und neue Weiblichkeit
Hausgeburt? Aber sicher! Auf die Frage nach dem „stolzesten Moment“ ihres Lebens antwortet Supermodel Cindy Crawford auf ihrer Website cindy.com: „Giving birth to both my children at home in my bed.“ Das Supermodel mit den zwei Hausgeburten.
Erstaunlich auf den ersten Blick, doch gerade eine Frau wie Cindy Crawford weiß auch um die Schattenseiten des Gesehenwerdens Bescheid. Sie weiß, wie unangenehm es sich anfühlt, beobachtet zu werden und keine Privatsphäre zu genießen. Und deshalb möchte sie bei der Geburt ihrer Kinder eines ganz bestimmt nicht haben: fremde Zuschauer. Dass die Hausgeburt sehr sicher ist, haben nicht zuletzt viele in den vergangenen Jahren durchgeführte nationale und internationale Studien mit mehreren hunderttausend Teilnehmerinnen belegt.
Das Buch ist beim Verlaghaus Edition Riedenburg erschienen.
Es kostet Euro 29,90. ISBN 3-902-64715-9 .